HERWIG LENAU - eine Bilanz

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Sajobabony 44



Mit ALFRED MATZKE hatte ich im Vermundstausee-Lager eine vereinfachte mathematische Schießwinkelberechnung erstellt. Wir träumten damit als Lehrer an Artillerieschulen zu kommen. Zumindest nach dem Krieg. Wir haben das Winkelverhältniss Grundrichtungspunkt zum Ziel, von der B.-Stelle zur Geschützstellung, auf eine Bruchrechnung gebracht und durch Kürzen konnte das Resultat schneller ermittelt werden und es war viel genauer, als das angewendete Schätzen des Resultates. Heute erledigt diese Rechnung natürlich ein Computer.

Wir beide wurden an dasselbe Bataillon als IG.-Spezialisten abgestellt. Der Bataillonskommandeur Hauptmann WILTHALM sagte bei unserer Vorstellung, es muss Mitte Oktober 1944 in einem der Vororte von Miskolc gewesen sein: "Matzke sie sind der Kleinere, den Großen sieht man in der Ebene, den schießen mir die Russen ab, Sie gehen zum IG.-Zug und Sie Sulzenauer kommen erst dazu, wenn wir wieder im Gebirge sind!" Vielleicht oder doch sicher hat er mir damit das Leben gerettet.
WIDHALM fiel noch im Dezember 1944 und der spätere Kommandeur war Hauptmann HECHENBERGER, mit dem ich an der Front hie- und da einige Sträuße ausgefochten hatte. Er war sehr gefürchtet. Aber ich hatte keine Angst. Bei Beiden war eine gewissen Abstands-Apathie vorhanden. Ich möchte nicht sagen Antipathie. Er verurteilte mich unter anderem, völlig unschuldig zu "Acht Tagen Arrest. Abzusitzen nach dem Endsieg. Wegen Unaufmerksamkeit auf der B.-Stelle". Aber ich konnte nichts dafür, denn ich wurde von einem abgelösten vorgeschobenen Beobachterfalsch eingewiesen. Ein andermal glaubte er Unterricht an der Front für Richtkreisunteroffiziere zu halten oder halten zu müssen. Und als er eine Aufgabe stellt. Und ich sie, nach unserer Matzkes und meiner Formel, im Nu ausrechnete hatte und sagte: "8,5 Grad rechts"! Belehrte er oder wollte er mich belehren, dass es am I.G. keinen halben Grad gebe. Als er dann eine Pause machte und alle aus dem Schulraum ins Freie gingen, um eine Zigarette zu rauchen, ich war ja noch Nichtraucher, zeichnete ich eine Karikatur von ihm auf die grüne Schultafel. Er übersah sie gewissenhaft und macht nicht einmal die Fingerprobe, wie in der Wr. Neustädter Akademie so ca. um 1850 vorgekommen sein sollte. Aber HECHENBEGER war der einzige Soldat den ich bei den Zusammenkünften der 144-er noch kannte und ich mit ihm sprechen konnte. Ich brachte diese Episoden aber nach dem Krieg, 50 Jahre später, nicht zur Sprache. Warum auch? Hätte sich unsere Apathien geändert? Oder hätte ich ihn daran erinnern sollen, als ich sauer, dass ich erst nach dreitägiger Verspätung von der Vorgeschobener Beobachtungstelle abgelöst, beim Rückkommen auf die Frage vom Kompanietruppführer Feldwebel M., ob ich schon ein Eisernes Kreuz habe, goschert sagte, "Geh, behaltets Euren Christbaumschmuck!" HECHENBERGER aus einer duklen Ecke trat und mich mit eiskaltem Blick musterte und sagte, "Sie werde ich mir merken!". Aber trotzdem oder vielleicht auch deswegen, war er mir ein tapferer, vielleicht auch draufgängerischer und strenger Offizier positiv in Erinnerung.

Als ich eines Nachts dann in Sajobabony die Trossposten kontrollierte, kam Fredl vorbei ins Lazarett gehend, am Kopf verwundet.
Ich habe ihn nicht mehr gesehen. Ich habe es von Anderen erfahren. Er fiel bei der Offensive am Plattensee.








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