HERWIG LENAU - eine Bilanz

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Über-Einstein als Mulitreiber 44

Wie schon erwähnt hatten ich nicht nur mit Reitpferden, sondern auch mit Tragtieren zu tun.

Sie wurden allgemein Muli genannt., obwohl es einen Unterschied gab. Auch diese mussten, um für uns tätig zu werden, aufgesattelt werden. D.h. wie schon die Pferde, zuerst Woilach, dann aber Tragsattel und dann die Last. Es war das selbe Spiel beim Anziehen des Sattelgurtes, wie bei den Pferden. Aber dieser Sattelgurt musste noch besser angezogen sei, denn wenn eine solche Last dann herunterrutsche, war nicht nur die Last manche ca. 3.000,00 RM, sondern auch das Muli zum Abschreiben und durch die verschiedene Verletzungen schlachtreif. D.h. noch einmal Schaden von ca. 15.000.00 RM.

Beim allgemeinen Nachschub bekamen wir einmal ein Riesentier von einem Muli. Gruppenhöhe (vom Boden bis zur höchsten Stelle der Hinterhand) ca. 1,65 m. Ein schöner großer schwarzer Teufel. Wir nannten es das mexikanische Muli. Warum weiß ich nicht. Es war sonst ruhig und willig, ließ sich striegeln, führen und in den Stall stellen und dort angurten. Aber wenn es zum Aufsatteln, sei es Reit- oder auch Tragsattel kam, war es mit der Gutmütigkeit vorbei. Wie der Woilach auf seinen Rücken geworfen wurde, schlug er mir seinen Hinterbeinen aus, dass man sogar den Wind pfeifen hörte. Da half keine Hilfe durch andere Jäger. Kein Halten an der Trense, kein Druck ums Unterkiefer, kein An- oder Zurückdrücken des Kopfes, nein, nichts. Unser Würschtel war voller Energie, die lt. Einstein nicht vernichtet werden kann.

Als wir wieder einen vergeblichen Versuch zum Satteln machten, hatte ich eine Idee. Auf unserer Übungswiese umgeben von den Baracken, denen wir wohnten, war zur Löschung eines eventuellen Brandes ein Luftschutzteich errichtet. Dazu waren auch noch Hydranten für eine weitere Nutzwasserzufuhr. Die standen, nicht wie wir sie üblich in den Städten kennen, so 80, 90 cm aus dem Boden, sondern, die waren in den unteren Rand der Luftschutzteiches einbetoniert und ragten ca. 1,80 m aus dem Beton und hatten einen Durchmesser von ca. 30 cm.

Das Muli band ich jetzt mit der Trense, seine Nase am Hydranten fest an. Obwohl dies sicher nicht angenehm für das Tier war, ließ es sich das geschehen. Dann zur Seite und den Woilach auf den Rücken, ja, denkste. Die Hinterbeine flogen wieder zurück und die Trense war offen oder sogar gerissen. Ich weiß es nicht mehr. Da war guter Rat teuer. Aber ich gab nicht auf. Ich organisierte mir eine Kette. Durchmesser des Gliedes ca. 5-7 mm. Kettengliedumfang ca. 1,5 bis 2 cm. Diese verband ich mit dem Trensenbügel und wieder die Nase auf den Hydranten und was das teuflische jetzt war, die Enden der Kette zusammengeknüpft und einen starken Holzpflock durchgezogen. Nun begann das Sattelspiel vom neuen. Woilach auf den Rücken. Das Muli schlug aus. Der Holzpflock machte ein halbe Drehung. Die Nase des Tieres wurde an den Hydranten gedrückt. Woilach auf den Rücken. Das Muli schlug aus. Holzpflock dreht sich wieder; nicht mehr so viel; nur mehr Zentimeterweise. Man hörte es schon leicht am Nasenrücken knirschen. Bis das Muli endlich nach den Woilach stillstand. Das selbe wiederholte sich auch bei Tragsattel.

Ich musste sehr aufpassen, denn einerseits hatte ich den Befehl das mexikanische Muli aufzusatteln, aber anderseits musste ich aufpassen, dass dem Tier nicht passierte, sonst könnte ich noch wegen dem Vieh vor Kriegsgericht kommen. Aber ich hatte den Ehrgeiz, den Auftrag auszuführen. Und so gelang es auch. Absatteln ließ es sich wieder ganz ruhig. Als aber wieder ein Woilach auf seinem Rücken landete, schlug es wieder mit ganzer Kraft aus. Also wieder am Hydranten einspannen und siehe, wir braucht nicht mehr den Holzpflock zu drehen. Es bleib auch sonst ruhig. Es wurde halt immer am Hydranten aus Gusseisen aufgesattelt.

Wir dann einmal in Gelände. Und dort war die Übung mit dem auf den Tragtieren zerlegten Infanteriegeschütz. Geschütz zusammenstellen, einige Zielübungen gemacht und Geschütz zerlegen und Aufsatteln. Jetzt waren wir aber fasst am Ende. Das Muli schlug mit den Hinterbeinen aus und kein Hydrant weit und breit. Wir führten es zu einen Baum. Hatten auch keinen Erfolg, denn wir hatten ja keine Kette.

Da ging mir ein Licht auf. Ich hielt dem Muli das Eisenschloss meines Gewehrs an die Nase und alles war gerettet. Solange es das kalte Eisen vor seiner Nase spürte, war es wieder lammfroh und ließ sich satteln.

Ich war nun als Mulitreiber ein Über-Einstein, der die Energie, doch vernichtet hatte.


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