HERWIG LENAU - eine Bilanz

Seite
Menü
Info
Sie sind hier:   Startseite > AUGENBLICKE > Sonderapplaus fürs Schlafen 62

Sonderapplaus fürs Schlafen 62


Haben Sie schon einmal einen Applaus bekommen. Ja? Dann großartig. Haben Sie schon einen fürs Schlafen bekommen. Nein? Na dann lesen Sie die folgende Geschichte. Sie kann ja nur von Theater handeln.

Es war 1962 in der Göllnergasse im Boulevardtheater. Wie spielten von J. Nestroy "Zu ebener Erde und erster Stock". Ich hatte die Regie und spielte den Damian. Eine sehr liebenswerter Zeitgeselle, und bei der armen Familie zu ebener Erde wohnhaft. Das Interessante an dem Stück ist vor allem die technische Lösung, dass auf der Bühne ein Stockwerk aufzubauen ist und die Geschehnisse parallel ablaufen. Oben und unten ist die Handlung zur gleichen Zeit. Außerdem soll sich im oberen Stockwerk noch eine große Küche befinden. in der dann sogar ein Feuer ausbricht. Aber meisten wird diese nicht gebaut und man sieht dann zum Zeitpunkt des Brandes nur einen Feuerschein, hört die Glocke der Feuerwehr (1832) und die Leute rufen und schreien durcheinander. Zum Beispiel auch "Hilfe" und "Feuer".

Und da passierte einmal eine sehr nette, lustige und lehrreiche Geschichte, die nicht zur Applausstory gehört. Ich inszenierte dieses Stück einige Jahre später als Sommerstück im Karmeliterhof in St. Pölten. Genau bei dieser Szene. Ein echter Feuerwehrmann, der hinter der Bühne seinen Brandschutzdienst versehen musste, war eingeschlafen und bei dem Tumult und den Schreien von "Hilfe" und "Feuer" wachte er plötzlich auf und lief hin- und her, um zu schauen wo und was brennt. Da auch die Scheinwerfer mit roten Vorsatz- Farbeinschüben flackernd geregelt waren, war er überzeugt, dass es auf der Bühne brannte. Wir mussten ihn festhalten, damit er nicht auf die Bühne hinaus lief und so die Vorstellung gestört wurde. Aber Gott sei Dank konnten wir ihn beruhigen und er konnte auf seinen Dienstsitz weiterschlafen. Aber das nur nebenbei.

Nun weiter zum Sonderapplaus. Unsere Bühne in der Göllnergasse war nicht hoch und außerdem fehlten uns die Mittel, um auf der Bühne einen begehbaren 1. Stock aufzubauen. Ich hatte die Idee, dass wir die beiden Dekorationen hintereinander aufbauen und nach einem Zwischenvorhang den jeweiligen Prospekt herunterlassen. Dann die kleinen Versatzstücke nach Fallen des Zwischenvorhangs auf die Bühne stellen, bzw. wegräumen und die zu bespielende Dekoration beim Aufgehen des Zwischenvorhangs dem Publikum präsentierten. Es war so ca. 30- mal die Szene zu wechseln.

Im speziellen Fall, war zuerst der erste Stock gezeigt worden und es sollte dann zu ebener Erde wechseln. Ich sollte, da ich mich in der vorhergehenden ebener Erde Szene schlafen gelegt habe, nun auf dem Bett schlafen und dann aufwachen und so weiter. Da wir aber unsere Couplets mit einer von einem Tomband aufgenommenen Musik darbrachten, befand sich dieses Tonbandgerät beim Inspizienten. Das war aber eine Dame und mit der Technik nicht so auf guten Fuß. Immerhin war sie sonst Chefsekretärin bei einer großen Wiener Firma. Sie wird auch dann noch in dem Augenblicken Link: Metamorphose, noch erwähnt werden. (Ist auch sehr lustig).

Beim Fallen des Vorhanges lag ich schon auf dem Bett, als ich Poldis, so war ihr Vorname, Stimme hörte "Herwig, das Tonband hat sich außerhalb der Spule aufgewickelt". Da nur ich mit den Gerät, es war ja natürlich meines, umgehen konnte und der Vorhang noch unter war, sprang ich vom Bett und spurte zum Inspizientenstand, der seitwärts der Bühne war. (Für die, die sich im Theater hinter Bühne nicht auskennen.) Ich richtete das aufgewickelte Tonband und stellte die nächste Stellung ein und als ich fertig war, rannte ich auf die Bühne zurück, um mich wieder hinzulegen. Da ich das Gefühl hatte, dass ich schon sehr spät dran war, überwand ich die letzen 2 – 3 Meter mit einem Hechtsprung auf Bett und blieb dort sofort ganz unbeweglich liegen. Und außerdem schloss ich die Augen.

Da hörte ich auf einmal einen tobenden Beifall des Publikums, der nicht enden wollte. Was war los? Der Zwischenvorhang hatte sich schon so weit gehoben gehabt, dass man im Saal meinen Anlauf und Hechtsprung über die 2 – 3 Meter sah und da ich auch noch dazu im Bett zu liegen kam und ich außerdem in dieser Stellung mich nicht rührte, lobte man sicher meiner artistische Leistung.

Was war genau geschehen? Der Vorhang ging auf das Zeichen des Bühnenmeisters hoch, wenn alle Versatzstücke draußen und Prospekte eingesetzt waren. Er war aber auf der anderen Seite der Bühne und hatte auf mich nicht geachtet, da ich schon vorher dort gelegen war. Und gerade als ich auf die Bühne kam, war der Vorhang schon halbhoch, ging inzwischen ganz hoch, und das Publikum konnte so meine akrobatische Leistung beobachten. Es trug mir nichts nach, unterhielt sich glänzend und die Vorstellung war gerettet.

Ja, wer hat schon fürs Schlafen einen Sonderapplaus bekommen?

Seite
Menü
Info
Seite
Menü
Info
Seite
Menü
Info

Powered by CMSimple | Template by CMSimple | Login