HERWIG LENAU - eine Bilanz

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Pflege der Würschteln 44

In der Waffenschule wurden wir auch im Reiten ausgebildet.

Dazu gehörte nicht nur auf dem Pferde sitzend, der Sche-ritt, der Ta-rapp und der Galopp, sondern auch die Behandlung und Pflege der Pferde, und da wir ja Gebirgsjäger waren auch der Muli oder Maultiere. Schon die beiden Letztgenannten zeigen, dass es von denen viele gaben. Also für Nichtwisser. Wer soll’s denn auch. Das Muli hat einen Esel zum Vater und ein Pferd zur Mutter, das Maultier ein Pferd zum Vater und eine Eselin zur Mutter. Und von den Züchtungen der vielen Länder, die Deutschland besetzt oder mit denen es Handel ,trieb, kamen öfters die sonderbarsten Tragtiere, das ist die nun offizielle Bezeichnung dafür, in unsere Ställe zu uns. Wir nannten alle zusammen einfach „Würschteln“.

Aber nun zur Ausbildung. Vor allem ist das Tier, Pferd, Reit- oder Tragtier zur reinigen. Das heißt mit einer starken Bürste (Kardätsche), die um das Handgelenk geschlungen war über das Fell zu fahren und anschließend über ein in der anderen Hand haltenden Gerät, genannt der Striegel abzustreifen. Kommando: „Lang der Strich und kurz die Pause!“ Das ist ja schön und gut.

Aber in den Ställen befanden sich ca. 100 – 120 Tiere. Die Schule hatte mindestens 4. Kompanien. Jede Kompanie war ca. 120 – 160 Mann stark. Macht ca. 400 – 600 Soldaten. Jedes Tier wurde nun täglich, auch Samstag und Sonntag gestriegelt. So hieß diese Tierreinigung. Öfters auch zweimal am Tag.

Um uns Kadetten das ja beizubringen und um den Beweis zu liefern, dass auch gut und richtig gestriegelt wurde, ist der Striegel, wenn er genügend Staub und Haare und etc. aufgenommen hatte, auf der feucht gemachten Stallgasse vor der Box abzuklopfen, so dass dort ein viereckiges scharf abgegrenztes Muster sichtbar ist. Und wir waren verpflichtet in 2 Stunden, solang dauerte eine Striegelung, 12 Striegel auf der Stallgasse abzuklopfen. Nach einem halben Jahr waren die Tiere so sauber, dass in dieser Zeit höchstens 2 – 3 Striegel vorgewiesen werden konnten.

Da war guter Rat teuer. Um dem stallmeisterlichen Anschiss zu entgehen, erfand ich das STRIGULIN. Stallmist, Staub aus der Stallgasse, Erde von dem Exerzierplatz, getrockneter Pferdemist und Haare auch der Haartruhe. Das Ganze in einer Schachtel fest durchgeschüttelt und dann mit den Fingern sorgfältigst auf dem Striegel gleixchmäßig aufgetragen, leicht noch darrüber geblasen und wie gehabt auf das feuchte Feld in der Stallgasse abgeschlagen. Ich hatte immer 12 Striegel auf der Gasse.

Keinen stallmeisterlichen Anschiss. Ich wurde sogar einmal zum grünen Salatessen zu ihm eingeladen. So weit zur Pflege der Tiere.


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