HERWIG LENAU - eine Bilanz

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Ach so geht das 44


Der II. Weltkrieg lag in seien letzten Zuckungen. Wir auf der Waffenschule für schwere Infanteristische Gebirgswaffen ahnten es. Aber niemand sprach es aus. Wie lernten noch und machten Übungen, als wäre die Welt in Ordnung. Es gab auch einige, die dies schon begriffen hatten, inbesonders Offiziere waren drunten, denen hie du da ein Bemerkung auskam. Es waren aber auch andere, die noch ehrlich an den Endsieg glaubten, aber die waren in der Minderheit und glaubten uns dies mitteilten müssen.

Also was ?, und wem?, und wann ? sollte man glauben? Kurz vorher war das Staufenberg Attentat auf Hitler misslungen und sicher setzten Verhaftungen ein. Später erfuhren wir ja, dass es unter anderen General Feldmarschall ROMMEL traf, dem ehemaligen Schulkommandanten der Militär Akademie Wr. Neustadt, vor unseren Eintreffen dort.

Es war gegen Ende Juli 1944, das genaue Datum werde ich noch erheben. Wir waren mit dem leichten Infanteriegeschütz-Zug nach einen Marsch von Kuefstein durch das vordere Kaisertal, einer traumhaft Gegend, vorbei an der Barbarakapelle in Hinterbärenbad gelandet. Hatten die Lasten von den Muli abgeladen, ausgepackt und gewaschen, gegessen und traten zum Abendappell an. Der dauerte nicht lange.

Unser Zugsführer war Lt. HEIDORN, ein musischer Mensch, er setzte sich für unseren Abschiedsabend ein, war vor dem Sprung zum Oberleutnant. Gewiss kein Nazi, wie man damals und heute gern sagt, ohne den Sinn zu Kennen. Denn heute sind die Nazis alle Mörder und Kriegsverbrecher und schuld an allen Gräuel diese Zeit. Besonders aber auch die Wehrmachtssoldaten; konnte man sie doch an ihrer Uniform erkennen. Der Gegensatz zu ihm war der Kompaniechef Oblt. R., ein Nazi, ich glaube sogar er war Hitler Jugend-Führer, bevor er eingerückt war. Er beklage sich auch Jahrzehnte später, als PICHLBAUER und ich ihn in Brannenburg am Inn besuchten, es war schon weit über 80 Jahre alt, dass HEIDORN nach Kriegsende so sang- und klanglos aus Wörgl verschwunden war. Es wären doch schöne Zeiten gewesen mit der BDM -Singschwr. U.s.w. Na, ja! Aber uns Soldaten gebenüber hat er bei der Ausbildung seine Ideen nicht geäußert.

Nun zum verkürzten Abendappell und Lt. HEIDORN. Er verlas nur einen Befehl von Oberkommando der Wehrmacht, unterzeichnet von General Feldmarschall KEITEL, dass der militärische Gruß durch Handanlegen an die Mütze abgeschafft ist und statt dessen der deutsche Grüß zu leisten wäre. Der deutsche Gruß ist auszuführen, durch Arm- und Handausstrecken in Schulterhöhe, und dazu mit "Heil Hitler" zu grüßen. Wie er es vorlas und mit welchen Gedanken er dahinter stand, sagte alles. Das hätte (heute) auf die Bühne gehört. Er nahm zum Schluss die Stillgestanden-Stellung ein und grüßte durch Salutieren. Dann stockt er und sagte:“ Ach so, so geht das!“ Machte den deutschen Gruß (lautlos): „Das Ganze kehrt und Abtreten" und verließ den Appellplatz.

Wir führten diesen unsinnigen und idiotischen Befehl so durch, dass wir den neuen Gruß nur vor uns unbekannten oder nicht ganz koscheren Offizieren absolvierten, aber unter uns mit schlampig gekrümmten rechten Fingern, von denen der nur der Zeigefinger den Mützenrad berührte, und nicht nach dem deutschen, sondern nach dem internationalen Gruß: „Servus!“(im Dialekt: "Servas!") unser Gespräch begannen. Auch beim Abschied hielten wir uns nicht an den vorgeschriebenen Oberkommando der Wehrmacht-Befehl des Deutschen Grußes, sondern mit etwas makaberen Humor verbrämten: „Bleib über!“ trennten oder kreuzten sich unsere Wege.

So weit mein damaliges Erkenntnis zu den echten und unechten Nazis und deren Sperenzchen.

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