HERWIG LENAU - eine Bilanz

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Spitzbuben und Politiker 75


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SPITZBUBEN und POLITIKER. (1939 bis 1991.) Von denen erzähle ich, wobei "Die Spitzbuben" natürlich nur die anschließend drei erstgenannten Unterhaltungskünstler waren. Trotzdem waren sie durch Zeit und Ort irgendwie miteinander verwoben: Reinberger, Kuderna, Strobl, Kreisky, Zilk, Bauer, Sinowatz, Schickelgruber, Ludwig, Grünzweig, Prokop, Klein, Sittek, Loibl, Rosak, Pototschnig, Bacher, Weihs, Lenau, Sulzenauer, Lauscha, Velek, Ehrenberger, Tomandl, Gutkas und meine Gattin Christa.

Ich habe diesen Link 1975 abgelegt, weil sich ab diesem Datum die meisten Geschichten kumulierten.

Mit dem bekannten Unterhaltertrio, das in Nussdorf bei Almdudler-Klein aufgetreten war, bin ich schon sehr früh in Verbindung gestanden. Durch Beppo LOIBL, der den Erstbesuch arrangierte, habe ich sie kennen gelernt. Zuerst SCHICKETANZ, dann KUDERNA mit der Harmonika und überhaupt nicht STROBL, aber besonders REINBERGER. Der Bassist war zuerst bei der Post bei meinem Vater am Westbahnhof. Ich kämpfte mit ihm einige Kaffeehausnächte bis zur Goulaschhütte durch. Ich habe ihnen einen Schlussgag geschenkt, den sie oft angewendet haben: „Brother round the corner!“ Na? „Bruader ums Eck!“

Bei den Spitzbuben war ich später auch mit meiner Gattin CHRISTA. Dies geschah immer auf die Einladung von Kommerzialrat KLEIN, der wie ich damals noch im Österreichischen Direktorenverband war und ich nach dem Ableben vom Präsident Dir. ROSAK, diesen als Präsident nachfolgen sollte, da ich der Betreiber des größten Unternehmens in dieser Konsortium war. Ich war aber auf diesen Posten gar nicht neugierig und trat ihn an KR KLEIN ab. Außerdem war noch etwas dabei, dessen Dankbarkeit sich dann darin zeigte, dass er mich mit CHRISTA immer zu seiner neuen Spitzbuben Premieren einlud. Wir gingen auch meisten hin, den da gab es was zu essen, man sah ein gutes Programm und man traf ich interessanten Leute.

Da war es vor allen der damaligen Bundeskanzler KREISKY, den damaligen vor der Wahl zu Generalintendanten des ORF (darauf wurde aber nichts) stehenden Fernsehdirektor Helmuth ZILK, der mir das Angebot machte, bei seiner Gestaltung des Unterhaltungsfernsehens mitzumachen. Jedes Bundesländertheater hätte nach ihren Möglichkeiten die Aufgabe eine gewisse Sparte im Schauspiel und musikalischen Bereich teilweise abzudecken. St. Pölten wäre ausersehen, meine durch den guten Ruf bis nach Wien gedrungenen, hoch gelobten und bekannten Volksstücke, aus früherer und neuerer Zeitepoche, jeweils mit einem Gaststar, dessen Gage der ORF übernimmt, einige Male in FS zu zeigen. Originalaufnahmen wären im Stadttheater St. Pölten. Und außerdem sollten wir sehr stark auf der Märchenleiste fahren. St. Pölten inszeniert Märchen und diese werden in Wien in neuere Dekoration und Kostümen am Küniglberg aufgezeichnet und dann im ORF gesendet. Wäre natürlich nicht nur eine interessante Aufgabe, sonder auch ein Zubrot gewesen.

Leider ich nichts daraus geworden, weil einer der Kuratoren, obwohl zuerst zugesagt, aber bei der Wahl doch gegen ZILK und für BACHER stimmte. Ich erfuhr von diesen schändlichen "Verrat" als ich einmal nachts auf der Autobahn mit CHRISTA und Vera POTOTSCHNIG, von wo weiß ich nicht mehr, nach St. Pölten fuhr.

Aber das verblüffendste Erlebnis geschah ein anderes Mal. KLEIN hat mich wieder einmal eingeladen und sagte mir bei meinem Ankommen, er hätte mich zu den Volksanwälten hingesetzt, dass diesen eine andere Unterhaltung gut täte, als von ihren Zores im Amt zu reden.

Am Tisch war nur WEIHS (SPÖ) und Dr. BAUER (ÖVP) und hoher Polizeibeamter, Dr. HKRLYK, den ich aber nur dem Namen nach von früher kannte. Es stand nicht nur meine Tischkarte dort, sondern ich stellt mich auch vor: "Gestatten mein Name ist LENAU, ich bin Intendant des Stadttheaters St. Pölten!" Und nahm beim Tisch platz.

Ich weiß nicht mehr, war das Hendlessen, oder schreibt man jetzt Händl, weil es auch von Hahn kommt oder doch von der Henne (ich kenn mich nicht mehr aus), vor der Spitzbubenaufführung oder nachher. Ich weiß nur, dass ich das Gespräch am Tisch, doch hin und wider in eine andere Richtung lenken konnte.

Aber plötzlich schaute mich Dr. BAUER besonders abschätzend und etwas länger als es Sitte wäre, an und ganz bestimmt sagte er: "Du bist der SULZENAUER"! Ich war zuerst sprachlos und wollte meinen Kunstnamen in der bereits hier geschilderten Episode erklären. Als Dr. BAUER weiter fortfuhr. "Kennst Du mich nimmer. Wir waren ja zusammen in derselben Klasse im RG 7 in der Kandlgasse"!

Das stimmte. Nur jetzt wusste ich nicht mehr, mit welchem Jugendbild ich ihn vergleichen sollte. Aber perplex war ich schon. Wir tratschten über die Schulerlebnisse und ich kam darauf, dass er mit mir in der 2. Klasse zusammen gewesen war. Mit LAUSCHA, EHRENBERGER, VELEK und ??. Die Tischrunde war sehr angetan von unseren Erlebnissen. Und so verging der Abend. Mit der Zusage uns bald wieder zu treffen, verabschiedeten wir uns.

Später als ich bei den Klassentreffen des RG 7 Kandlgasse dabei war, war aber BAUER schon verstorben. (NS. Dr. BAUER war vorher Landesparteiobmann des ÖVP Wien). Da kam ich darauf, dass eines der wichtigsten Begabungen von Politikern das Personengedächtnis sei. Es muss in der Jahren Mitte 80 gewesen sein. 45 Jahre jemand nicht gesehen (mich nur kurz, als ich kam, um es auf die Große abzuschieben zu wollen), und einem, trotz fremden Namens, zu erkennen.

Ein ähnliches Erlebnis hatte ich in den Jahre 1975 und 1981 mit dem Bundeskanzler SINOWATZ. 1975 war ich mit dem St. Pöltner Bürgermeister SCHICKELGRUBER und seiner Gattin, und dem Magistratsdirektor Hofrat TOMANDL bei der Eröffnung der Melker Festspiele eingeladen, die der damalige Unterrichtsminister SINOWATZ eröffnete.

Anschließend bei dem Eröffnungschmaus, war es auch im Saal sehr heiß und nicht nur ich, auch SINONWATZ und seine Gattin hatten Durst, den sie mit Bier, so wie ich, stillte. Und da aber Selbstbedienung herrschte und ich noch gut auf meinen Beinen war und wie immer Schmäh geführt habe, "Ein Bier, für Herrn Minister, sehr heikel!", und unseren Tisch mit Bier versorgte, war mir SINOWATZ sehr zugetan.
Und als dann das Spiel vor dem Pavillon stattfinden sollte, mussten alle den steilen Weg hinaufgehen. Nur der Fredl (SINOWATZ) war halt sehr gewichtig und kam nicht so mit. Ich erbarmte mich seiner uns ging mit ihm. Ich versuchte als Lobbyist des Stadttheaters und der Sommerspiele ihm einzureden, dass zum Beispiel das Ministerium ihr Geld nur hergeben solle, wenn die Subventionierten auch nur für kleine Rollen, Schauspieler von St. Pölten und Baden, die im Sommer arbeitslos waren, beschäftigen würden. Er lehnte es ab, denn er war der Ansicht, dass man die Kunst und auch die Intendanten durch die Politik nicht so beeinflussen dürfte.

1981 war eine Eröffnung meiner Sommerspiele im Karmeliterhof in St. Pölten und SINOWATZ war angesagt, um die Sommerspiele zu eröffnen. Ich weiß nicht, war er noch Vizekanzler oder schon Bundeskanzler. Die städtische Prominenz saß schon im Hof auf den Plätzen, als SINOWATZ angekündigt wurde. Ich teilte dies dem BGM. SCHICKELGRUBER mit, und er sagte ich sei der Hausherr und ich solle ihn begrüßen.

Na ja, ich ging ihm entgegen, und sagte: "Guten Tag, Herr Vize- oder Bundeskanzler. Als Hausherr habe ich Freude sie begrüßen zu dürfen. Meine Name ist LENAU ….. (Ich wollte weiter sprechen, aber er unterbrach mich und sagte, "Aber wir kennen uns doch aus Melk"!). Wieder ein Beweis des Personengedächtnisses von Politikern.

Aber noch etwas. Es hat nichts mit Personengedächtnis zu tun. Aber mit Festspieleröffnung und Begrüßung und Einladung von Politikern.

Das politische Klima zwischen der Stadt St. Pölten und dem Land Niederösterreich war nicht immer Schönwetter. Hie und da war irgendwo Hund drinnen. Als ich dem BGM eines Tages vorschlug den Herrn Landeshauptmann LUDWIG zu einer Eröffnung der Sommerspiele einzuladen, sagte er: "Ja, aber nur mit einer normalen Einladung und kein persönliches Schreiben, wenn es unbedingt sein müsse!" Als eher nicht.

Ich wollte auch den Herrn Landeshauptmann nicht vor den Kopf stoßen, den ich persönlich durch meinen Kriegskameraden Robert SITTEK, der bei seinem internen Parteistab eine wichtige Funktion hatte, kennen gelernt habe. Wir haben uns gut verstanden, denn wir waren ein und derselbe Jahrgang.

Um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen, falls ich die Wahrheit ihm mitteilte, dazu war ich ja auch der Gemeinde sehr verpflichtet, sie war ja meine Arbeitgeberin, besprach ich mit Robert folgendes. Ich lade den Landeshauptmann mit persönlichen Schreiben ein, und R. sagte mir wann er nicht kommen könne und so erschien er auch nicht in St. Pölten und der Bürgermeister war auch nicht kompromittiert. (Das geheime Losungswort hieß "Der Häuptling kann da und da nicht!")

Aber einmal ging es in die Hose. Der Landeshauptmann schickte seine Stellvertreterin Liese PROKOP. Nicht nur der Bürgermeister Schickelgruber, sondern auch der Landeshauptmannstellvertreter GRÜNZWEIG war schon da, als sie mir gemeldet wurde. Ich verständigte die beiden Herren. Da war guter Rat teuer. "Wieso kommt sie her?". "Wer hat sie eingeladen?". Ich stotterte so ähnlich, wie "das allgemeine Einladungsverzeichnis!". "Irrtum!". Und so weiter. Was machen wir. "Wissen´s was Herr Intendant, gehen sie hin und begrüßen sie sie höflich und teilen ihr mit, dass bei den Festspielen in St. Pölten keinen Eröffnungsansprachen gehalten werden"!. Und so geschah`s. Das Gesicht von ihr wurde immer länger, aber sie machte gute Miene zum späteren guten Spiel und nahm dankend in der ersten Reihe, in der Mitte, Platz. Das Atout, eines VIP-Platzes hatte ich noch im Ärmel.

Aber einmal lud die Gemeinde selbst den Landeshauptmann zur Eröffnung ein. Vielleicht brauchten sie was etwas. Nein, wie kann ich soo etwas denken. Wir waren ja Landeshauptstadt geworden. Da stand ich dann im Regen. Aber er trug es mir nicht nach.

Er besuchte mich noch einmal bei einer verkauften Vorstellung für den Wirtschaftbund und bei der letzten Begegnung, als wir Beide noch im Amt waren, traf ich ihn mit Prof. GUTKAS und er sagte zu mir: "Was hab ich gehört. Du willst in Pension gehen, das kommt nicht in Frage. Wir bleiben noch einige Jahre!".

Ich ging freiwillig. Ihn hat man aber nicht schön an seinen 65-er verabschiedet.

Zum Abschluss möchte ich nochmal feststellen, dass die in diesen Artikel genannten Politiker, Honoratioren, Gäste und Freunde keine Spitzbuben waren, sondern die Spitzbuben sind die anderen.




 

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