1969. Detmold.

1969. Ich war 1968/69 in Rendsburg in Schleswig Holstein engagiert. Und ich hätte auch dort nicht länger bleiben wollten, obwohl ich großen Erfolg hatte. (Siehe Link: AUGENBLICKE und dann Link: Maria Stuart und die Eisenbahn.*)

Ich erhielt von meinem ehemaligen Klagenfurter Intendanten Prof. Otto Hanns BÖHM, kurz O.H.B. genannt, die Change, da er das Theater in Detmold bekommen hatte, dass ich dorthin wechseln konnte. Der Vertrag war abgeschlossen, diesmal mit Regie, gleich einen Krimi zur Saisoneröffnung. Aber durch sehr viele Abstecher, von denen ich zuerst nichts wusste („Mein Vorgänger hat so viele Abstecher versaut. Ich habe sie alle zurückgekriegt“! Originalton O.H.B.) Ich muss bei den Proben schon mindesten 4 Zweitbesetzungen und 2 Drittbesetzungen mit eingeplanen, und zwei sind in der parallel probenden Operette. Das hieße wieder einmal Horstwessel-Proben, den die Kollegen marschieren im Geiste mit.

Also, auch kein Honiglecken, aber eine bedeutend höhere Gage und für eine ganze Saison und die Möglichkeit mit Familie dort hinzusiedeln, da die Frau auch einen Gastvertrag bekommen sollte, und eine wirklich billige und große Wohnung war auch schon vorhanden, aber das Theater bei Tag und auch Nacht ( Abstecher) nur mit eigenem PKW erreichbar Aber trotzdem war ich froh schon ein bisschen weiter nach Süden zu kommen.

Es wurde auch schon ein Umzugsplan besprechen. Z.B. sollte mein Papa mit mir im Auto VW-Käfer die wichtigsten Wohnungsutensilien hinschaffen, und ich dann die Familie, zum Schluss den Rest allein nach Detmold.

Interessant: Um diese Wohnung in Detmold (Deutschland) zu bekommen, musste ich vom Wiener polizeilichem Meldeamt und Wiener städtischem Wohnungsamt die Bestätigung bringen, dass ich Wien nicht gemeldet bin. Ich meldete mich einfach aus der Engertstraße ab.

Diese nachher geschilderten Aktionen und Vorplanungen waren schon Ende 1968 abgeschlossen, als ich im April 1969 erfuhr, dass mein Freund Hans Fretzer, das vom Direktor Knappl verwaiste und wieder renoviert Stadttheater St. Pölten erhalten hat. An einem Abend teilte mir mein Freund Nick am Telephon in der „Deutschen Eiche“, das war mein Stammlokal, den dort gab es nicht Schleswig-Holsteinische, sondern Schlesisch-Österreichische Kost, von einem sehr lieben aus Österreich Schlesien geflüchteten älteren Gastwirtsehepaar betreut, diese Neuigkeit mit, und dass er bei Fretzer schon engagiert sei.

Ich brauche nur eine kurze schlaflose Nacht darüber nachzudenken und rief in der Früh bei Fretzer an, ob er mich brauchen könne. „Wie ein Stück Butter, dem für das Brot bist du mir zu kostbar". Leider nur Saisonvertrag, aber Oberspielleiter für alle drei Kunstsparten, 1. Charakterheld und auch für die Frau einen Gastvertrag.

Jetzt hieß es nur den Detmolder Vertrag zu lösen. Das war nicht einfach. Ohne weiteres wollte O.H.B. nicht. Also, zuerst mit WV-Käfer von Rendsburg nach Detmold. Während der Fahrt bekam ich eine Grippe. 39 Grad Fieber und mein Hals brannte wie Feuer. OHB wurde von mir um Vertragslösung angebettelt. Grund die weite Reise, Entfernung, Kinder, Großeltern und den Oberspielleiter, den er mir nicht geben wollte. Das waren natürlich alles Ausreden. Unbewusst kämpfte ich um diese Weichenstellung.

Endlich das Plazet von O.H.B., wenn ich ihm für meine erste Rolle, diesmal sollte es doch der Burleigth in der „Maria Stuart“ werden, einen akzeptablen Ersatz auf meine Unkosten auftreibe. Das heißt ich soll ihn selbst suchen.

O.H.B. Engagements wurden über einen deutschen Vermittler abgeschlossen. Der hat dann einen, der O.H.B. gefiel, geliefert. Ich war schon auf der Fahrt nach München zu einen Vorsprechen, in München teilte der Manager mir dies mit. Also, wieder zurück nach Wien und dann nach N am Wörthersee zu OHB, um meinen Vertag auch schriftlich und schnell zu lösen. Er war einige Zeit sehr bös auf mich. Denn die Wohnung in Detmold wurde dem Theater weggenommen, da ich nicht eingezogen bin. Mein Ersatz als Burleight war leider ein Trinker und schmiss einige Vorstellungen.

Aber in den 80-er Jahren besuchte ich OHB. als „Kollege Intendant“ und er bot mir seine guten Dienste als seinen Nachfolger an, falls ich Interesse habe. Interessant dazu ist, dass man OHB, bevor er Detmold angenommen hatte, ihm St. Pölten angeboten hat. Es gab sogar schon Verhandlungen darüber. (Schneeräumung im Winter!) Er nahm natürlich dann Detmold.

Aber ich blieb Intendant in St. Pölten bis zu meiner Pensionierung und lebe so auch weiter dort. Ich glaube auch das war eine wichtige Weichenstellung, die ich durchgeführt habe. Denn sie führte mich nach St. Pölten, wo man (die Gemeinde) mich zuerst kennen lernte und mit einem wichtigen Umweg, auch eine Weichenstellung, dann 1974 Fretzers Nachfolge anbot.