Umfeld der Theaterleitungen



Leoben

Es klappte der Vertragsabschluss mit der Gemeindeadministration. In diesem Gebiet war alles Waschtrog und Wonne. Aber die öfter zwei oder drei Wochen lang dauernde Trennung von meinen zwei Kindern ließen öfters nicht nur für mich persönlich emotionelle Probleme aufkommen. Und das fasst zwei Jahrzehnte lang. Meine Gattin Christa ab Leoben, der ich für ihr Verständnis viel zu danken habe, half mir sehr, beruflich und privat. Bürgermeister Bosch, Stadtdirektor Dr. Frehmuth, Kulturstadtrat Hans Kirner, letzter wurde mein Freund, trugen dazu bei, mich im praktischen Kontakt, auch schriftlich, mit der Gemeindeveraltung diplomatisch und trotzdem korrekt zu agieren. Mein Wissen der Verwaltungsvorschriften und die Schulung im Lesen und Begreifen der Gesetze und deren Anwendung und Auslegung in der Polizei gelernt, halfen mir dabei. Drei Jahre mit den größten deutschsprachigen Stars und deren Bemühen um Engagements und aufreibendes Arbeiten bei Tourneeproduktionen im auch im hohen Alter, ließ mich einstweilen nur Andenken, meine zukünftige Laufbahn einer Theaterleitung anvisieren. Ich war für dieses Beruf perfekt, da ich auch inzwischen erkannte, was die Gemeinde auch politisch wollte. Außerdem wusste ich wie ich meine Theateretat Wünsche und Anforderungen (ein großer Unterschied) in den Gemeinde -Rechnungsbericht unterzubringen hatte. Denn das waren damals sie die Theatererhalter, heute ist es ganz anders: GmbH, Aufsichtsratsvorsitzende und was sonst noch an wirtschaftlichen Konstruktionen gibt, sind die Geldbeschaffer. Ich halte das alte System für besser. Es musste aber in allen Ebenen einen geben ,der auch "NEIN" sagen kann. Und das hat mir mein nächster oberster Theaterchef Bürgermeister Schickelgruber in St. Pölten bestätigt. Und damit bin ich beim nächsten Kapitel.

2 x in St. Pölten.

So zog ich mit meiner Familie nach St. Pölten. Ich übernahm das Stadttheater St. Pölten, so der offizielle Name, der auch noch der Hauptstadtwerdung nicht geändert werden durfte. Die künstlerische, kaufmännische und administrative Leitung in einem Dreisparten Theaterbetrieb (Schauspiel, Oper, Operette). In einer Saison wurden ca. 20 – 26 Stücke gezeigt. Wer sich heute alles schon Intendant nennt, na ja. Das war nun die Zweite Krönung meines beruflichen Lebens. Alles was ich in der vorherigen Zeit gelernt, gesehen und in mich aufgenommen habe, konnte ich jetzt brauchen, um eine Ensemble von 150 – 200 Personen zu führen. Sei es die gesetzlichen Vorschriften, die ich beider Polizei erlernte, sei es die Personenführung, die ich an den div. Militärschulen erhielt, sei es der Komplex der dramatischen Dichtung von den alten Griechen, über Shakespeare, Schiller, Hauptmann bis zu den Modernen, wie, Brecht, Sartre, Bekett und den neuen Österreichern wie Turrini, Mitterer und zum Schluss Unger (Zwölfeläuten). Und die ärarische Buchhaltung meines Budgets. Der Stil und der Umgang mit Bürgermeistern und Magistratsdirektoren und deren Beamten und der Kontakt mit den Politikern wie ich in Leoben es praktizierte. Das Verstehen des handwerklichen Ablaufes meiner Werkstätten, in der auch außer Schlosser, Tischler, Schneider, Friseure, Elektrotechniker und auch Maler waren. In diesen Beruf habe ich in der Kriegsgefangenschaft nicht nur ca. ein bis eineinhalb Jahre gearbeitet, sondern ich dort die Malerbrigade eines Kriegsgefangenenlagers, so ca. 6 – 10 Plennis. Ich musste diese auch administrieren und schriftlich Arbeit und Zeit verrechnen. Auch da konnte ich mitreden, denn ich kannte auch die Normen, das heißt die vorgegebene Arbeit in einer gewissen Zeit. Ich hatte vor den Spielplan so zu gestallten, dass er beim Publikum möglichst viel Interesse findet. Das Publikum, war bei mir, die Schüler, die Jugendlichen in das Theater zu bringen und die Normalbesucher und Pensionisten nicht zu verlieren, sonder Neue hinzuzufügen. Und das ist mir auf den Ebenen der Schüler, der Normalbesucher und Pensionisten sehr gut gelungen, Hatte ich doch von etwa 75 % der bisherigen Besucherauslastung nach 3 – 4 Jahren, bis zum Schluss meiner Intendantenzeit auf über 90% gesteigert. Und das über ein Jahrzehnt lang. NACHMACHEN!! Erwähnen möchte dazu, dass meine engsten künstlerischen Mitarbeiter*), in anderen Artikeln genauer beschrieben und auch das Ensemble ihren Anteil daran hatten. Das heißt aber nicht, dass ich im Niveau der ausgewählten und auf der Bühne gezeigten Stücke nur dem Publikumsgeschmack huldigte. Ich hatte auch meine Reizschwelle. Aber da gab es keine Schwierigkeiten von Seiten der Erhalters. Auch die Technik konnte dank eines einsichtigen Betriebsrates Alfred DICKINGER und der bis zu seinem Tod, des Leiter der technischen künstlerischen Abteilung Wolfgang MOSER, einem Enkel des berühmten Kolomann Moser, und dank meiner Vorsorge ( Vorkäufe, um den Preis von Einzelkäufen zu sparen), in den Griff bringen. Die Ausgaben dafür machten ca. 20 % aus. Die Erhaltung des Hausbaues wurde von der Stadtgemeinde bestritten. Die jährlichen Überprüfungen der Landesregierung, war ich doch auch landesbestätigter und ernannter Geschäftsführer des Theaters, forderten immer neu Umbauten, Änderungen und so weiter. Obwohl wie es hieß zum Schutze des Publikums, aber über manche Vorschreibungen konnte man schon streiten. Aber damit sie sich nicht auf etwas anderes konzentrierten, wurde ihnen recht getan. Die von mir nicht in den Griff zu bringen, waren naturgemäß die Behandlung des Sandes im Getriebe. Das sind vor allen die Intrigen. Diesen war ich schon als Schauspieler ausgesetzt. Die betrafen aber meisten Andere und die Nichtbeteiligten amüsierten sich. Anders war es als Intendant. Das kamen die Beteiligten zu dir und beschwerten sich darüber. Eine ganz andere Lage. Grundsatz: Auf keinen Fall jemanden recht geben, bei einer Beschwerde nicht einmal nicken, dass du es verstanden hättest. Denn dann warst du auch gleich mitten drinnen. Und dann die Undisziplinierten, meistens als ganz große Künstler sich fühlend und alle Adern herabsetzen. Bei Beiden müsste eine Trennung vollzogen werden. Abzuwiegen sei, ihre persönliche künstlerische Leistung im Ensemble. Vorsicht, du verlierst bei positiver Entscheidung, den oder die andere(n) Beteiligte(n). Also nicht einfach gewesen. Als Leiter dieses Theaters lernte ich fasst ganz Nieder- und Oberösterreich*) und Teile von der Steiermark kennen. Als Regisseure und Schauspieler reichte meine geographischer Bogen von Costanza in Rumänien bis nach Deutschland und der Schweiz und von Dänemark bis Italien. Ich konnte aber die Stimmung während meiner Zeit im ganzen Haus irgendwie positiv halten, man respektiert mich und nannte mich hausintern jahrelang später immer noch "Der Chef". Doch davon noch später. Ich will noch einen Grundsatz von mir weitergeben. Ich habe bei Fehlern oder ähnlichen Störungen des Arbeitsablaufes, das war von dem Ansetzen eines Stückes bis Abwicklung nach der letzten Vorstellung, und nach dem letzten Tag der Saison und auch im Urlaub, immer zuerst den "Fehler" echt, bei mir zuerst gesucht. Und dies, wenn es nicht so war, mit dem eventuellen Verursacher und den Beteiligten im kollegialen Gespräch geklärt. Und noch eines. Man sah ja das ganze Umfeld, nicht nur beim Theater, sondern auch bei anderen Institutionen, die künstlerisch geleitet wurde. Zwischen "Hosianna und kreuzigt Ihn", liegt nur eine Woche. So schnell kannst du vom Fenster weg sein. Darum ging ich von mir aus, freiwillig, ein gut bestelltes Haus zurücklassend. Bürgermeister GRUBER: "Warum gehen Sie mit 65 Jahren. Sie sind ja keine Beamter!" in den erfolgreichen, und jetzt rückblickend,  wohlverdienten Ruhestand.