Erkenntnisse


Nachfolgendes umfasst alle mir noch erinnerlichen und vielleicht doch wichtigen und interessanten und vielleicht auch unnötigen Begebenheiten, die mit dem Theater nur wenig oder nichts zu tun haben und hatten, oder sich über einen größeren Zeitraum erstrecken, der dann nicht für den Eintrag in die „AUGENBLICKE“ geeignet wäre.

Ist es eigentlich eine Fortsetzung des familiären Umfeldes? Ich weiß es nicht. Sehen wir was es wird.

Mehr Lebensgeschichte oder ein Ansammlung von Erkenntnissen aus Jahrzehnten? Vielleicht habe ich Manches schon in den vorhergehenden Schilderungen und Hinweisen gesagt.

Mit achtzig und mehr wird man halt ein alter Schwätzer und wenn ich mich im Ton vergreifen sollte, führen sie es auf das vorhin Erwähnte zurück und auch wenn ich etwas übertreibe. Im Theater gehört nun einmal alles etwas überhöht. (Übertrieben, vergrößert.) Aus den verschiedensten Gründen. Nur einer sei hier erwähnt. Haben sie schon einmal überlegt wie groß ihnen ein Schauspieler scheint, der auf einer Zig-Meter entfernten Bühne steht. Ich schätze zu ihrem gesamten Blickwinkel ca. ein oder zwei Zentimeter. Noch Fragen?

Und noch eines.Ich bin ein Anhänger des Genetiv- S und verzeihen sie mir meine dreifachen oder mehrfachen Wortkonstruktionen. Ich liebe sie.

Eigentlich könnte ich mit meinem Leben zufrieden sein. Habe ich doch bisher soviel Glück gehabt. Sei es in meinen Entscheidungen, die ich ohne zu wissen, was daraus werden sollte, gefällt habe. Sei es das Schicksal oder wie man nennen will, dass für mich damals unverständlich, mich auch mit öfters mit Schmerzen und seelischen Qualen, irgendwohin geworfen hat. (Link: Weichenstellungen*) 

Später erkannte ich, warum dies so geschehen hatte müssen. Bei meinen eigenen Entscheidungen half mir eine Weisheit, die mir mein Schauspiellehrer Prof. Zdenko KESTRANEK mitgegeben hat: „Lassen Sie nie den Herr „WOLLENSIENICHT“ aus. Sie ärgern sich mehr, wenn daraus was werden sollte und sie haben nicht zugesagt , als sie haben zugesagt und es wird nichts daraus!“ Trifft natürlich nur bei voraussichtlichen Besserstellungen zu.

Und von den Schicksalsschlägen zu sprechen, die mich auch manchmal, selbst verschuldet, trafen, zu dozieren, bleibt doch letztlich nur das Selbstmitleid über. Und das interessiert niemand. Nur soviel sei gesagt, dass manche Schläge, so gewaltig waren und wie durch Titanenkraft mein Innerstes so stark verletzten, mich überlegen ließen, mich davon zu befreien und ich mein und anderes Leben beendet sollte. Aber es ist immer nur bei dem Gedanken geblieben. Natürlich spielt Moral, Ethik und Gewissen ein Rolle, aber vorherrschend war die Erziehung in den Militärschulen zur freiwilligen Selbstdisziplin.

Aber das Schicksal wollte es doch anders. Die anerzogene Selbstdisziplin zwang mich die Situation zu klären. Nicht sich treiben zulassen oder nachzugeben, sondern nicht nur mutig , sondern auch mit Abstand, aufmerksam, das heißt nicht blind entgegenzutreten. So konnte ich auch mit diesen Prüfungen fertig werden.

Ich bin heute sehr stolz darüber, denn eine sehr schlimme Charaktereigenschaft lastete in mir. Ich war als Kind und Junge sehr jähzornig und bin es sicher oder vielleicht heute noch, aber ich konnte solche Anwandlungen bisher schon hunderte Male besiegen.

Ich sage mir schon seit Dezennien immer, "ich kann es erwarten". (Bis ein anderer die Verursacher oder auch Verursacherinnen straft und mich rächt.)

Ich weiß, man schreibt jetzt korrekt „mehrere hundert Male“, aber ich will nicht. Lassen sie bitte mir in meinem vergangenen und zukünftig Geschriebenen diese kleinen sprachlichen Ausflüge in die Vergangenheit. Denn von dieser schreibe ich ja. Das ich hie und da Neues hinein nehme, obwohl noch nicht reglementiert, sehen sie ja in der nächsten Zeile.

Von der Nabelschnur der Familie getrennt, mit 14 ½ Jahren in den Malstrom der geistigen und körperlichen Prägung für das spätere Leben geworfen und dann nach physischen und psychischen Versuchungen und Prüfungen „zu leicht oder zu schwer befunden?“.
Selbst, auch im Greisenalter kann diese Frage nicht beantwortet werden. Aber ich handelte immer so,

„Als hing von mir allein
Das Schicksal ab der Umfeld Dinge
Und die Verantwortung sei mein“.

(In Anlehnung an ein deutsches Sprichwort.)



Kampf um die Macht, aber Andere haben sie.


Dieses Thema kann nicht bei den Augenblicken abgelegt werden, denn die sollten nur zeitlich begrenzt sein. Bei Vorliegenden erstrecken sich doch die Beobachtungen und die Erfahrungen über Jahrzehnte und darüber hinaus in die Zukunft. Es handelt sich um die Macht. Eigentlich um den Kampf um die Macht. Macht im Alltag. Macht über Menschen. Macht im Beruf. Macht im Besitz. Dieser Kampf ist nicht neu oder außergewöhnlich. Er spielt sich natürlich auch und besonders im Theater ab, und davon ich will einen Aus- und Abschnitt schildern.
 
Ja, es hat mich auch betroffen. Obwohl, ich musste nicht um Macht kämpfen. Mir wurde sie zuerst verliehen. Aber dann musste ich dafür kämpfen, damit ich sie nicht verlieren, um sie weiter einsetzen zu können. Ich hatte mit der Macht ja auch die Verantwortung übernommen. Und ich habe sie gut eingesetzt. Eigenlob? Nein! Ein damaliger Ausspruch des Bürgermeisters: “Ich bin froh, dass ich dort drüben (im Stadttheater) EINEN HABE, DER NEIN SAGEN KANN!“ „Danke schön!“
 
Um was ging es. Stellen sie sich vor, ein Tischler und ein Werkzeughersteller, beide ehrenwerte Berufe, diskutieren nicht nur darüber, sondern kämpfen geistig bis sie das ganze Hirnschmalz verbraucht haben, wer zu bestimmen habe, welches Möbelstück jetzt für, sagen wir, meine Wohnung gebaut werden soll und muss. Dazu muss ich sagen, dass das Muss bestimmend und nur vom Verantwortlichen einzusetzen ist. Und hier handelt es sich um das dringend Machbare.
 
Aber jetzt zum Eigentlichen. Ich war einmal vor Jahrzehnten in X. engagiert und zum Abendessen eingeladen bei X. weiblich und X. männlich. Sie war eine großartige Sängerin, Walküre, Wagnerianerin und er war Kapellmeister am Theater. Und sein Kampf um die Macht mit dem Intendanten fiel letztendlich zu seinen Ungunsten aus. Ich bekam von diesen Kämpfen zuerst nichts mit. Erst bei der Einladung ging mir ein Licht auf. Denn X. weiblich sagte, beim Tratsch über das Theater sehr oft, ich hab es noch im Ohr: „X. Du bist die Chef von die Haus!“ Sie war nämlich Amerikanerin.

Und dieser Satz kam mir immer ins Gedächtnis, falls zwischen Leiter von Theatern, Direktoren oder Intendanten oder auch Regisseuren, und auch Dramaturgen, Probleme mit Kapellmeistern, auftraten. Mit welcher Ausdauer darüber gerungen wurde, wer als Erster im Programmheft stehen solle, der Kapellmeister oder der Regisseur, oder vielleicht sonst wer. Und wie bei der Oper und Operette und musikalisches Lustspiel, Musical und was es sonst Musikalisches auf der Bühne gibt.
 
Und eines Tages stand ich mitten drin. Gott sei Dank wusste ich schon worum es da ging. Ich war ja schon vorgewarnt, und es war nichts Neues für mich. Ich lief hier nicht ins offene Messer. Es gab da einige Spezies dieser Sorte, die das mit großer Vehemenz vorantrieben und es bis ins hohe Alter nicht ab ließen mit diesen Spielchen Andere zu belästigen und von der Arbeit abzuhalten. (Ich sehe es nur von mir aus.) Nur weil sie ihre angebliche Macht beim Produkt Musik voll auskosten wollten. Zum Beispiel die Einsprüche gegen irgendeine Partiebesetzung waren halt leider nicht immer vom Fachlichen geführt. Es spielt auch sehr oft persönliches mit. Zum Beispiel: ist er oder sie der Neffe des Onkels, oder von seiner Schwiegermutter, oder der Minister ein guter Bekannter (ja!) oder sie schien ihm als Frau begehrenswert (ja!). Und wer überhaupt bei der Besetzung einer Partie die erste Geige spielen wollte (um im Metier zu bleiben).

  Da gab es noch einige Andere, die auch mitreden wollten. In einem anderen Land in Europa spukte sogar einige Jahre die Ensemblemitbestimmung. Und nicht nur in einigen wenigen Theatern. Aber nur bestimmen, aber ja nichts verantworten. Da konnte man ja sich selber eine gute Partie oder Rolle zuschanzen.

 Und es kamen von einzelnen Besserwissern „offizielle“ Vorschläge. Zum Beispiel ein Stück in den Spielplan unterzubringen, von dem schon im Vorhinein bekannt war, dass es kein Publikumsinteresse finden wird. Nichts blieb unversucht. Von der schleichenden Mundpropaganda, von angedeutete Drohungen über angebliche Interventionen höheren Orts. Die beschränkten sich nicht nur innerhalb des Hauses. Auch in städtischen Chören, Trink- und Schlemmerrunden geisterte die Gerüchteküche. Alles wurde hervorgeholt, was halt so über das Intrigieren bekannt war.

Oder die permanente Einmischung in fachlich fremde Dinge. Was geht oben genannten Handwerkern an, welche Oberfläche mein zu machender Tisch bekommen solle. Ob die Farbe dabei heller oder dunkler zu halten sei, und ob man CH oder SCH zu sprechen habe, auch wenn man mit dem Sprechen nichts zu tun hatte. Und der Fall und die Betonung eines Wortes nicht klar zu erkennen war. Und das war nicht das Einzige. Aber das ist leider eine hier verbreitete Einbildung, dass jeder glaubt beim Theater mitreden zu können.

 Nicht nur so bei X. contra X. oder in Deutschland im hohen Norden bei X. und X. oder bei Wien zwischen X. oder X. war es genau so. Es war überall, wo ich auch hin kam oder Kontakt hatte.

 Doch bei diesen Vorkommnissen soll und muss man etwas Grundsätzliches voranstellen. Nämlich auf das zur Verfügung stehende Etat. Denn da hört sich der Spaß auf. Die Verantwortung über das Geld, somit über den ganzen Betrieb, über die Arbeitsstellen aller Beschäftigten, die liegt und lag hier bei dem Gesamtleitenden und sonst bei Niemandem. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, wurden auch öfters leichtsinnige Vorschläge, dann doch noch überdacht und von weiteren Diskussionen Abstand genommen. Aber Ruhe kehrte keine ein.

 Einmal war ich Zaungast bei einer sehr unschönen Entwicklung. Er hatten mit dem Etat nichts zu tun, er bekam nur seine Gage, nebenbei für seine sehr gute Leistung, aber er konnte es nicht lassen, immer wieder in professoraler Überheblichkeit bei Besetzungen, Darstellungen und auch reiner Rhetorik sich einzumischen. Vielleicht hatte er manchmal auch Recht, aber es ging ihm wirklich nichts an. Zum Schluss hat es sich sogar so weit vergessen und vergangen, einen fachlich unangreifbaren Leiter einer Bühne, vor dem ganzen Ensemble bei einer unbedeutenden Probe künstlerisch abzukanzeln.

Wollte der alte Mann, noch immer um die Macht kämpfen. Um welche bitte? Ja leider, so war es. Es lag leider diesen Spezies im Blut. Wir haben es erlebt. „Gelt X.!“

 Aber die Macht haben Andere und sie nutzen sie auch. Denn wenn die vorerst Genannten sich nicht einig sind, dient ihre Zänkerei einer willkommenen Argumentation. Wie das?

 Da erfinden die so genannten Besserwisser als Ausrede die „Große Kunst“! Und das ist nicht clever. Denn was man selbst machen soll und will, nämlich Kunst, wird in die Gedanken Anderer gelegt, welche damit zu argumentieren anfangen. Bei den Kunstmachern auf der politischen Ebene, welche die echte Macht haben, kommt das großartig an. Denn alle damit Befassten haben einen großen Bammel vor den Kosten. Außerdem und leider ist auch noch der gegenwärtige Zustand, dass einige M. die Freiheit der Kunst missbrauchen. Ausspruch von X. „Die Politiker muss man vor sich her treiben!“ Wo war der mit seinen Gedanken? Die Kosten sind durch diese pubertären Studentenspäße und Hochmezzereien gewachsen. Und diese Auswüchse (in Millionen Schillingen (Plural) geben leider Anlass, dass P. sich der Kunst im T. ganz entledigen, um momentaner finanzieller Vorteile willen. Oder vielleicht auch, und was sehr schändlich wäre, und es glaube es deshalb nicht, um sich „unsinnige“ Ausgaben zu sparen. Aber im Endfall ist es dasselbe. Das Theater war weg.

 Darum soll es heißen, wie in der Politik, zwar schon ein bisschen  abgedroschen und von allen Coloeurs bereits verwendet „Wehrte den Anfängen!“