Einer meiner Vorgänger als Leiter des Stadttheaters St.Pölten war unter anderen Hans Knappl. Er soll angeblich der letzte Striese gewesen sein und es gibt viele Anekdoten über ihn. Von „was spielen wir als Nächstes?“ „Romeo und Julia!“ „Wos glei zwa?"
Oder die Geschichte mit den "Tempizetteln". Die Theaterbeschäftigten waren zum größten Teil in Wien wohnende. Und der letzte Zug fuhr meistens schon um 22,00 Uhr nach Wien ab. Den zu erreichen war sehr wichtig, denn was machte man in St.Pölten von 22,15 bis nächsten Tag 10,00 Uhr? Je nach der Länge des Stückes konnte da schon der Fahrplan der ÖBB Schwierigkeiten machen. Da hatte Knappel eine wunderbare Lösung. Bei solchen Stücken, selbstverständlich musikalische Art, ließ er sich eine eventuelle Verspätung telephonisch durchgeben, ging in seine Loge, links neben der Bühne und ließ seine Taschenuhr an der ein Zettel hing mit einer Schnur in den darunterliegenden Orchestergraben. Der Zettel wurde zum dirigierenden Kapellmeister weitergereicht und darauf stand je, nachdem: Tempi anziehen, der Zug kommt pünktlich oder Tempi wie immer, Zug hat 10, 20 Minuten Verspätung.
Ich selbst habe eine Anekdote erlebt. Und das war so. Ich gastierte 1960 als Schauspieler bei ihm in Parkstraße 13. Eine gut gebaute Kriminalkomödie. WALTER DIRNBERGER hatte die Regie. Ein Chorist spielte drinnen die Rolle des Dieners. Die Herrensologarderobe war über eine Eisenstiege über die Bühne erreichbar und die Herrenchorgarderobe auf der anderen Seite. Es war am Abend zur Premiere. Die Herren waren ihrer Garderobe noch mit Schminken und Anziehen beschäftigt, als Direktor Knappl von der Chorgarderobe kommend, laut rufen über die Eisenstiege zu uns heraufstieg. „Dirnberger wo san denn die Koteletten?“ Dirnberger: „Welche Koteletten? In dem Stück wird ja nichts gegessen!“ Knappl: „Na, für den Diener, die Haarkoteletten?“ Dirnberger: „Die sind ja nicht notwendig, dass ist ja kein alter oder herrschaftlicher Diener!“ Knappl: „Das ist ganz wurscht, bei mit hat jeder Diener Koteletten!“